Ist der Emergenza Bandcontest Pay2Play?

Diese Frage lässt sich ganz einfach mit „Ja“ beantworten. Damit du auftreten kannst, musst du zunächst eine Art Schutzgebühr zahlen, die am Ende im Prinzip wie ein Pfand oder Kaution funktioniert. Die Gebühr nehmen die Veranstalter, damit du Ticketverkäufe garantierst. Die Gebühr ist z.B. 60€ und damit zugegebenermaßen nicht gerade hoch. Wenn du dann Tickets über diesem Wert verkaufst, sind die 60€ quasi in dem Erlös enthalten.

Also ist Emergenza transparent, wenn es um Pay2Play geht?

Leider eben nicht. Tatsächlich winden sich die Veranstalter mit ihren ganzen Regelungen wie Würmchen um die klare Ansage: Wenn du bei uns Auftreten willst, musst du Geld bezahlen. Das Problem, was hierbei umgangen wird, ist die eigentliche Verantwortung, die mit Pay2Play einhergeht. Schauen wir uns das mal logisch an:

  1. Emergenza sagt: Du musst Betrag X garantieren, damit du auftreten kannst.
  2. Emergenza möchte aber noch mehr Geld als nur Betrag X verdienen, deshalb sagen sie: Wenn du mehr als Betrag X durch Ticketverkauf abdeckst, dann ist dieser Betrag schon gedeckt

    Hierbei handelt es sich um einen psychologischen Trick: Denn so erscheint es nach dem ersten Auftritt so, als hätte man mehr Geld mit den Tickets eingenommen, als man tatsächlich eingenommen hat. Durch die Intransparenz verschleiert Emergenza, dass sie sich an jedem deiner verkauften Tickets zum Großteil bereichert haben. Mit solchen Taschenspielertricks funktioniert übrigens der ganze Bandwettbewerb.
  3. Was Emergenza bei ihrem System auch tut, ist die Aufwände für Promotion und Verkauf auf die Bands abzuwälzen und dabei den minimalsten Aufwand zu haben.

Warum macht Emergenza kein echtes Pay2Play?

Pay2Play kommt eigentlich aus dem Computerspiel-Bereich. Wikipedia Definition in 3,2,1,…

Pay-to-Play, manchmal auch Pay-for-Play oder P2P, ist ein Begriff, der für eine Vielzahl von Situationen verwendet wird, in denen Geld für Dienstleistungen oder das Privileg, an bestimmten Aktivitäten teilzunehmen, getauscht wird. Der gemeinsame Nenner aller Formen von Pay-to-Play ist, dass man zahlen muss, um „ins Spiel zu kommen“, wobei häufig die Analogie zum Sport auftaucht.

https://en.wikipedia.org/wiki/Pay_to_play

In einem perfekten Pay2Play-System sähe der Emergenza Bandcontest so aus:

1. Zahle uns Betrag X und wir organisieren den Rest: Veranstaltungsort, Promotion, Licht, Tontechnik.

2. Du willst in der nächsten Runden wieder auftreten? Dann zahle uns wieder Betrag X und wir kümmern uns…

Aber warum tun sie es dann nicht einfach genau so? Das hat vor allem mit einem großen Bluff und der Selbstdarstellung des Emergenza Festivals zu tun. Sie tun so, als ob sie Profis der Musikbranche wären, Profis in Vermarktung, Profis in Veranstaltungsmanagement.

Der Fakt ist aber: Sie sind es nicht. Und wenn sie Betrag X verlangen und dafür wirklich selbst die Promotion übernehmen müssten, würde ganz schnell klar werden, dass sie maßgeblich inkompetent sind die Kernaufgabe ihrer vollmundigen Selbstbeweihräucherung zu erfüllen: Nämlich Bands eine Bühne zu geben. Und zwar nicht nur eine faktische Bühne, auf der man stehen kann und wo Musik aus den Boxen kommt, sondern eine Bühne mit Publikum, ein Event, das Menschen zieht und dass Menschen cool finden.

Man stellt sich schon die Frage: Was ist überhaupt die Daseinsberechtigung von Emergenza? Denn mit genügend Geld kann man selbst jede Location buchen.

Die Selbstdarstellung von Emergenza ist: Wir sind eine große, erfahrene, gut vernetzte Maschinerie der Musikbranche. Eine Behauptung ohne jeden Beweis. Die Fachjury urteilt über deine Performance. Emergenza-Gründer Andrea Petricca erzählt in Interviews vollmundig darüber, dass Bands wie Unternehmer denken und die Promotion eben selbst hinkriegen müssen und stellt sich dabei selbst wie den Papst für Musikwirtschaft dar. Selbst hat er aber nicht gerade viel vorzuweisen, außer einem internationalen Bandfestival, das auf den Lorbeeren einer Heerschar mehr oder weniger blauäugiger junger Bands gebaut ist.

Fakt ist: Die Emergenza Brand ist keine, sie hat keine Strahlkraft, ohne die Bands, die für sie Ticket verkaufen und die ganze Arbeit übernehmen. Frag irgendjemanden, ob sie Emergenza kennen. Niemand weiß, was es ist, bis er oder sie oder X von Freunden dazu eingeladen wird.

„Aber es ist ja gar nicht Pay2Play, weil… „

Jetzt wird von den Veranstaltern oft erwähnt, dass es ja gar nicht Pay2Play sei, weil in der zweiten Runde (Semifinale) Bands ohne ein verkauftes Ticket kommen würden. Und ja es ist wahr: Hat man die erste Runde hinter sich, dann kann man in der zweiten Runde tatsächlich ganz ohne Fans kommen. Nur das macht den Wettbewerb nicht weniger Pay2Play, es macht ihn nur zu einem schlecht durchdachten und schlecht ausgeführtem Pay2Play. Aus Business-Sicht könnte man sagen: Dass Geschäftsmodell ist nicht durchdacht. Warum das so ist und warum es nicht reformiert wird, hat mit der Selbstwahrnehmung der Veranstalter zu tun. Mehr dazu im Fazit.

Fazit: Der Emergenza Bandcontest ist eine schlechte Pay2Play-Masche

Mit klassischen Psychotricks, die sich im Prinzip vor allem auf Intransparenz runterbrechen lassen, etabliert Emergenza ein Pay2Play-System, das funktionieren könnte, wenn die Veranstalter selbst Leistung bringen würden.

Da es den Veranstaltern aber wichtiger ist ihren Hochstatus als Establishment der Musikindustrie zu erhalten, ohne dafür tatsächlich etwas zu tun, wird ein intransparentes System aufgebaut. Ein System, in dem die eigentliche Arbeit, die mit einem fairen Pay2Play-System (in dem die Verheißungen des Emergenza Festivals tatsächlich erfüllt werden) einhergeht, an die Bands ausgelagert wird.

So wird ein Hochstatus aufgebaut, von dem aus dann immer nach unten getreten werden kann, wie man es auch in Interviews mit Gründer Andrea Petricca lesen kann á la: Du hast nicht gewonnen? Dann hast du deine Arbeit als Band nicht richtig gemacht, weil du nicht genügend Fans akquiriert hast. Du beschwerst dich, dass du die Akquise und Promotion selbst machen musst? Dann bist du nicht so ein toller Geschäftsmann wie ich, der das alles kann. Beweisen muss ich das übrigens kein bisschen.

Arroganz kommt übrigens immer aus Selbstunsicherheit.

Kurzum: Wir bewegen uns beim Emergenza zwischen einer übersteigerten Selbstwahrnehmung und einer Scheinreputation, die verhindert, dass ein faires Pay2Play-System aufgesetzt werden könnte.